Letzte Änderung: 30.06.2020, 08:28 Uhr

Substitutionspraxis: "Anteilnahme ja, Mitleid nein"

mmer mehr Patienten in Nordrhein werden substituiert. Knapp 12.000 sind es inzwischen, die in Praxen Ersatzstoffe wie Methadon, Polamidon und Co. erhalten und dem Teufelskreis der Sucht zu entfliehen hoffen. Eine wichtige Rolle in der Versorgung spielen Medizinische Fachangestellte (MFA) wie Nadine Konrad.

Nadine Konrad arbeitet in der Praxis von Dr. Dagmar Anheyer und Christine Hatttenbach in der Düsseldorfer Luisenstraße nahe des Hauptbahnhofs. Keine Gegend für einen Familienausflug, aber ein guter Standort für eine Substitutionspraxis. Nadine Konrad fühlt sich hier wohl. „Ich kann hier sehr selbstständig und flexibel arbeiten“, freut sich die 35-Jährige, die zu Hause drei Kinder versorgt.

Wenn die Ärztinnen die Ersatzstoffe an die Patienten ausgeben, nimmt sie die Daten auf. „Die Dokumentation ist aufwändig, aber wichtig“, sagt Konrad. Genauso wie die Kontrolle auf den „Beikonsum“ von Drogen wie Cannabis, Kokain oder Alkohol. Sie kümmert sich zudem um Bestellungen und Anfragen etwa von Ämtern.

Die MFA ist seit 2007 im „Substitutions-Team“ der Praxis – und darin eine ganz wichtige Kontaktperson für die Patienten. „Ich nehme bereits an den Aufnahmegesprächen teil und bin für viele eine Vertrauensperson.“ So erfährt Konrad immer wieder von den schweren Schicksalen vieler Abhängiger, denen sie auch mit nicht-medizinischen Ratschlägen zur Seite steht. Alle Geschichten glauben sollte man allerdings nicht.

Auf ihre Aufgabe vorbereitet hat sie sich vor gut zehn Jahren mit pharmakologischen Büchern. Und sie hat Internet-Foren durchforstet. Schließlich gab es noch Wochend-Fortbildungen eines Pharmaunternehmens. „Da habe ich viel mitgenommen."

Eine Möglichkeit sich umfassend zu qualifizieren bietet die MFA-Fortbildung „Suchtmedizinische Versorgung“ nach dem Curriculum der Bundesärztekammer. Sie umfasst insgesamt 60 Unterrichtsstunden, wobei einzelne Module auch separat gebucht werden können. Die Nordrheinische Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung bietet diesen Kurs an. Ansprechpartnerin ist Frau Ariane Bahr, E-Mail: ariane.bahr@aekno.de, Telefon: 0211/4302-2854.

„Der Job ist nichts für Schüchterne“, betont Konrad. Aber auch kein Himmelfahrtskommando. „Es gibt nur ganz selten unangenehme Zwischenfälle und dann passen die anderen Patienten auf mich auf.“