KVNO aktuell Letzte Änderung: 19.05.2023 00:00 Uhr Lesezeit: 2 Minuten

KVNO aktuell 05 | 2023 - Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir alle wissen, dass dringend Änderungen im Gesundheitssystem nötig sind, um unsere Patientinnen und Patienten auch künftig angemessen versorgen zu können. Sehen wir es positiv: Der „Point of no Return“ für eine zukunftsfähige Versorgungsgestaltung ist überschritten. Nun muss die Politik vor allem zu Gunsten des ambulanten Bereichs Farbe bekennen.

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© KV Nordrhein | Lothar Wels
Dr. med. Carsten König (l.) und Dr. med. Frank Bergmann

Mehr als 85 Millionen Arztfälle 2022 allein in Nordrhein sprechen hier eine deutliche Sprache: Grundpfeiler der medizinischen Versorgung ist und bleibt die Vertragsärzteschaft – das sind wir als Praxisteams. Daran führt kein Weg vorbei. Zum Erhalt dieses Fundamentes muss nun aber etwa mit Blick auf die Gestaltung der Weiterbildung oder die Finanzierung der vertragsärztlichen Tätigkeit im Budget schleunigst die Reset-Taste gedrückt werden!

Mit gut 20 Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr ist die Frequenz in Deutschland derzeit fast doppelt so hoch wie im europäischen Ausland. Allein in Nordrhein ist die Zahl der Kontakte 2022 wieder um drei Millionen angestiegen. Was wir hier brauchen: eine effizientere Steuerung und Koordination, gepaart mit arbeitsteiligen Ansätzen, Stichwort Delegation.

Dringend angepackt werden muss auch der Bereitschaftsdienst. Die Vorschläge der Regierungskommission, den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu einem 24/7-Service auszubauen, gehen aus unserer Sicht völlig an der Realität vorbei. Wir brauchen ein ressourcenorientiertes gestuftes und gesteuertes Vorgehen, das nach dem telefonischen Erstkontakt über die 116 117 auch digitale Angebote wie beispielsweise Videosprechstunden beinhaltet. Wichtig hierbei: Wie im stationären Sektor müssen auch die Vorhaltestrukturen im Bereitschaftsdienst und in der Regelversorgung „von außen“ finanziert werden.

Ebenso braucht es faire Wettbewerbsbedingungen: Mit der Ambulantisierung kann, wie wir dies schon lange und immer wieder betont haben, ein sehr wertvoller Beitrag zu einer hochwertigen und kosteneffizienten Patientenversorgung geleistet werden. Bestes Beispiel ist das ambulante Operieren. Entscheidend ist, dass die gleichen Leistungen endlich auch zu den gleichen Preisen entgolten werden. Es kann nicht länger angehen, dass hier in puncto Vergütung eine Zweiklassengesellschaft zulasten der ambulanten Versorgung herrscht. Dieses Missverhältnis gehört abgeschafft, und zwar besser heute als morgen.

Bei allen Diskussionen dürfen wir gleichzeitig nicht vergessen, dass wir als Niedergelassene mit den Kliniken und Krankenhäusern an vielen Stellen bereits eng und konstruktiv zusammenarbeiten. Dies wird für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben wichtiger denn je sein. Statt starrer Grenzen zwischen den Bereichen sind transsektorale Ansätze gefragt, um dem allgemein gestiegenen Versorgungsbedarf gemeinsam begegnen zu können. Davon sind wir absolut überzeugt.