Letzte Änderung: 03.09.2008, 00:00 Uhr

Empörung über so genannte Honorarreform

Vertreterversammlung der KV Nordrhein fürchtet, dass "die ambulante Versorgung im Rheinland ausblutet", und fordert Nachbesserungen.

Die nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte sind empört über den „versorgungsfeindlichen“ Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses zur Honorarreform 2009. Danach sollen die knapp 18.000 Kassenärzte im Rheinland eine Honorarerhöhung von nur 109 Millionen Euro oder 3,6 Prozent erhalten, während anderen Regionen deutlich höhere Zuwächse zugesprochen werden. Bayern z. B. soll 6,8 Prozent oder 321,5 Millionen erhalten. Und das obwohl in Bayern schon jetzt 400 Euro pro Jahr und Einwohner für ärztliche Versorgung zur Verfügung stehen, wohingegen es in Nordrhein nur 310 Euro sind.

„Die enormen Zuwächse in Bayern z. B. werden von den Versicherten im Rheinland mitbezahlt, ohne dass sie davon einen Nutzen hätten“. Darauf macht Dr. Leonhard Hansen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, aufmerksam. Denn auch die Rheinländer werden in Folge des Gesundheitsfonds Beitragssatzerhöhungen von 0,25 Prozentpunkten bezahlen müssen. Doch das Geld wandert zum größten Teil in andere Regionen der Republik. Unstreitig seien jedoch die Erhöhungen in den neuen Bundesländern, betont Dr. Christiane Friedländer, die Vorsitzende der Vertreterversammlung der KV Nordrhein.

In einer Resolution warnt die Vertreterversammlung, das Parlament der rheinischen Kassenärzte, vor der akuten Gefahr, dass „die ambulante Versorgung im Rheinland ausblutet“. Die Region Nordrhein sei mit einer Bevölkerung von rund 9,6 Millionen Einwohnern und rund 18.000 Ärztinnen und Ärzten der drittgrößte KV-Bezirk der Bundesrepublik und erhält zusammen mit Baden-Württemberg die schlechteste Steigerungsrate.

Der in Berlin festgelegte Punktwert für ärztliche Leistungen von 3,5 Cent liege um 0,3 Cent unter dem aktuellen Punktwert in Nordrhein von 3,8 Cent. „Das bedeutet eine Abwertung der Leistung der nordrheinischen Ärzte um 7,9 Prozent“, so die VV. Ungeheuerlich sei, dass der Punktwert „diktatorisch“ festgesetzt worden sei, obwohl die gesetzliche Möglichkeit für regionale Verhandlungen bestehe.

Die Ablösung der leistungsfeindlichen Budgets durch Regelleistungsvolumen sei eine „Mogelpackung“. Durch die festgelegte Begrenzung der Fallzahl auf Vorjahreszahlen würden die patientenfeindlichen Budgets zementiert. „Wartezeiten sind damit unvermeidbar“, so die Kassenärzte.

Die Versammlung appelliert an die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Gesundheitspolitik und die Krankenkassen, den Beschluss in dieser Form nicht umzusetzen und die Honorarsteigerungen auf die einzelnen Regionen neu zu verteilen.

Gemeinsame Pressemitteilung
von Vorstand und Vertreterversammlung
der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein