Service Letzte Änderung: 15.05.2023 16:03 Uhr Lesezeit: 3 Minuten

Interview: „Der Rauchstopp war ein längerer Prozess.“

Stephanie Theiß arbeitet in der Kooperationsberatung für Selbsthilfegruppen, Ärzte und Psychotherapeuten (KOSA) der KV Nordrhein. Sie hat vor mehr als zehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Nach mehreren Versuchen hat der Rauchstopp endgültig geklappt.

data-gallery-buttons="["zoom","fullScreen","download","close"]"
© KVNO | Müller

Sie haben seit Ihrer Jugend geraucht. Warum?

Theiß: Diese Frage habe ich mir viele Jahre lang nicht gestellt. Es haben alle geraucht. Meine Freunde und Bekannten haben geraucht, im Fernsehen wurde sowohl in Filmen als auch in Talkshows geraucht – das war selbstverständlich. Für mich selbst war rauchen positiv besetzt. Eine Zigarette war eine Pause, eine Belohnung nach getaner Arbeit. Als junge Frau war ich in der Jugendarbeit aktiv, da war das gemeinsame Rauchen oft ein Eisbrecher, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Und auf Partys gehörte es natürlich auch dazu. Das Bewusstsein, dass ich mir damit enorm schaden kann, hatte ich früher nicht.

Warum kam dann der Wunsch auf, Nichtraucherin zu werden?

Theiß: Das kam erst später. Ein einschneidendes Erlebnis war, dass mich mein Frauenarzt auf das Rauchen angesprochen hat. Er hat mir alle möglichen Folgen und Krankheiten aufgelistet und sagte: ‚Frau Theiß, wollen Sie das wirklich?!‘ Ich fand das damals übergriffig. Warum mischte er sich denn ein? Aber es hat mich dann doch zum Nachdenken gebracht. Ich bewege mich unheimlich gerne und wusste, dass ich meine Kondition möglichst lange erhalten wollte. Schwimmen, Radfahren – das wird schwierig, wenn die Lunge irgendwann nicht mehr mitmacht.

Und die äußeren Umstände änderten sich…

Theiß: Die Regelungen und Gesetze wurden immer strenger. Rauchen in Flugzeugen wurde verboten, es gab kaum noch Raucherzimmer in Hotels, im öffentlichen Raum wurden zunehmend Raucherbereiche ausgewiesen. Neben den gesundheitlichen Aspekten kamen also weitere Argumente hinzu, mit dem Rauchen aufzuhören. Außerdem habe ich mich beruflich mit dem Thema Sucht beschäftigt und mir eingestanden, dass Rauchen auch eine Sucht ist.

Gab es einen bestimmten Anlass oder Tag, an dem Sie aufgehört haben?

Theiß: Nein, ehrlicher Weise kann ich nicht einmal genau das Jahr sagen. Es ist auf jeden Fall inzwischen mehr als zehn Jahre her. Es war ein längerer Prozess, da ich mehrere Versuche gebraucht habe.

Wie sind Sie mit den Rückschlägen umgegangen?

Theiß: Ich hatte zwei, drei Mal einige Zeit aufgehört und dann gedacht: ‚Ach, nur die eine noch…‘ Das hat natürlich nicht funktioniert, es wurden schnell wieder mehr. Letztendlich haben mir mehrere Dinge geholfen: 1. Ich habe mir einen konkreten Plan gemacht, wie ich mit Situationen, in denen ich in Versuchung gerate umgehe. Zum Beispiel statt Zigaretten-Pause einmal um den Block gehen. 2. Ich habe zusammen mit einer Kollegin aus der KV Nordrhein aufgehört. Wir haben uns gegenseitig motiviert. 3. Ich hatte einen Abreiß-Kalender der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, auf der jeden Tag Motivationstexte für den Rauchstopp standen. Nach 101 Tagen brauchte ich ihn nicht mehr. Da war ich mir sicher, dass ich es geschafft habe – und so war es auch.

Was hat Ihnen der Rauchstopp gebracht?

Theiß: Zwei Dinge merken ehemalige Raucher schnell: Man riecht viel intensiver, egal ob Essen, Blumen oder andere Sachen. Und man merkt, dass Raucher wirklich nicht gut riechen. Ich war froh, mir keine Gedanken mehr darum machen zu müssen, dass ich den Geruch nach Zigartten loswerde. Die gesundheitlichen Aspekte machen sich natürlich erst langfristig bemerkbar. Ich kann nur sagen: Ich bewege mich viel und gerne und habe immer noch eine gute Kondition. Ob das als Raucherin auch so wäre? Ich weiß es nicht, aber ich bezweifele es.