KVNO aktuell Letzte Änderung: 19.05.2023 00:00 Uhr Lesezeit: 3 Minuten

Terminservicestelle: „Wenn jedes KVNO-Mitglied regelmäßig Termine meldet, würde das schon sehr helfen“

Termine bei Fachärztinnen und –ärzten zu bekommen, war für Patientinnen und Patienten lange mit erheblichen Wartezeiten verbunden. Um die Versorgung in diesem Bereich zu verbessern, wurde mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) die Terminservicestelle (TSS) geschaffen. Die Lage hat sich zwar deutlich entspannt, könnte aber noch besser sein. Nini Preiß leitet bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein das Team TSS. Im Interview erklärt sie, womit sie und ihre Mitarbeitenden täglich zu tun haben und wo momentan die größten Herausforderungen liegen.

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© KV Nordrhein

Patientinnen und Patienten, die dringend einen Termin beim Facharzt benötigen, hilft die TSS beim ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117. Welche Aufgaben liegen denn beim TSS-Team der KVNO?

Nini Preiß: Ich würde uns als sogenanntes Backoffice bezeichnen. Als KVNO-internes TSS-Team sind wir die Kontaktpersonen der Ärztinnen und Ärzte. Wir kümmern uns um alle Anliegen rund um die Terminservicestelle.

Ihre Hauptaufgabe ist es also eigentlich, die Ärztinnen und Ärzte zu beraten und zu unterstützen. Richtig darauf fokussieren können Sie sich momentan aber nicht, oder? Vor welchen Herausforderungen stehen Sie mit Ihrem Team täglich?

Preiß: Die Anfragen nach Terminen übersteigt bei bestimmten Fachrichtungen inzwischen deutlich das Angebot. Können durch unsere externen Partner im eTerminservice keine Termine gebucht werden, wird die Anfrage an uns weitergeleitet. Wir versuchen dann, einen passenden Termin zu bekommen. Das ist natürlich oft ein zäher und langwieriger Prozess, weil wir viele Praxen kontaktieren müssen, um einen Termin vermitteln zu können. Das bindet sehr viel Zeit und macht die Terminvermittlung dadurch letztendlich sehr teuer.

In welchen Fachgruppen mangelt es denn besonders an Terminen?

Preiß: Bei den Fachärztinnen und –ärzten betrifft es besonders den Bereich Gastroenterologie, gefolgt von Radiologie und Rheumatologie. Da ist es leider so, dass die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt. Im psychotherapeutischen Bereich fehlen vor allem Probatorik und Akutbehandlungstermine. Wir bräuchten also besonders dringend mehr Terminmeldungen diesen Bereichen.

Die Terminlage ist nicht ohne Grund äußerst angespannt. Manche Fachrichtungen sind hochfrequentiert. Wie sollen die Praxen denn da noch Termine für die TSS finden?

Preiß: Wir wissen, dass viele unserer Mitglieder sehr beansprucht sind. Aber wir reden nicht über zehn Termine in der Woche. Wenn jedes Mitglied regelmäßig Termine bei der TSS melden würde, wäre uns schon sehr geholfen. So würde sich auch die Terminlast durch die TSS gerecht auf alle Schultern verteilen und nicht von wenigen getragen werden müssen.

Wie groß ist der Anteil an Praxen, die Termine melden?

Preiß: Momentan meldet nur ein Viertel aller Praxen Termine. Das stellt uns vor große Herausforderungen und die Arbeit ist häufig frustrierend, weil wir gern einen besseren Service für alle bieten würden. Mein Team ist momentan primär damit beschäftigt, Termine zu akquirieren.

Was wünschen Sie sich?

Preiß: Eine höhere Beteiligung der Ärzteschaft an der TSS. Dann können wir uns auch wieder stärker auf unser Kerngeschäft fokussieren: die KVNO-Mitglieder zu unterstützen und mit Informationen zu versorgen. Das kommt durch die Arbeitsverlagerung hin zur Terminvermittlung momentan häufig zu kurz.

  • Das Interview führte Jana Meyer.

Terminservicestelle

Die Terminservicestelle (TSS) gibt es seit 2016. Grundlage ist das Terminservice- und Versorgungsgesetz, kurz TSVG. Die TSS wurde geschaffen, um Patientinnen und Patienten mit medizinisch-dringlichen Erkrankungen per Überweisungscode einen schnellen Facharzttermin zu vermitteln beziehungsweise ohne Code und Überweisung schnelle Termine in der Grundversorgung (Allgemeinmedizin, Augenheilkunde, Gynäkologie, psychotherapeutische Sprechstunde) zu gewährleisten.

Gliederung in zwei Bereiche

  • Beim ärztlichen Bereitschaftsdienst, der 116 117, übernimmt ein externer Partner die Terminvermittlung der TSS mit rund 1100 Anrufen pro Tag.
  • Die Abteilung TSS Klassik der KV Nordrhein ist der Verwaltungsbereich der TSS mit neun Mitarbeitenden. Ihre Hauptaufgaben sind die Beratung und Betreuung der KVNO-Mitglieder.

Was ist der Webarzt?

Der Webarzt ist der Teil des elektronischen Terminservices (eTS), auf den die KVNO-Mitglieder zugreifen und in den sie ihre Termine einstellen können. Der eTS ist die Plattform, auf der die Terminservicestelle der KVNO und auch die vieler anderer KVen die Terminbuchungen für die Patientinnen und Patienten vornehmen. Betrieben wird diese von der kv.digital, einer Tochtergesellschaft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Es wird bald eine neue Benutzeroberfläche des Webarztes geben, um die Plattform noch intuitiver und nutzerfreundlicher zu gestalten. Sukzessive werden auch neue Funktionen eingeführt, um das Tool noch stärker an die Bedürfnisse der Ärztinnen und Ärzte anzupassen.