MFA Letzte Änderung: 23.11.2022 15:33 Uhr Lesezeit: 4 Minuten

MFA-Ausbildung: Ein Beruf mit Zukunft

Die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) steht seit Jahren hoch im Kurs. Im vergangenen Jahr belegte sie sogar Platz 1 unter den beliebtesten Ausbildungsberufen junger Frauen in Deutschland.

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© Robert Kneschke | Adobe Stock

Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) haben im Jahr 2021 mehr als 17.000 junge Menschen eine MFA-Ausbildung begonnen – 2000 mehr als im Jahr zuvor. Der Bundestrend spiegelt sich auch in Nordrhein wieder. Im Jahr 2021 wurden hier 2.899 MFA-Ausbildungsverträge geschlossen. Das sind 20,29 Prozent mehr als im Jahr 2020. „MFA werden dringend gebraucht. Sie sind oft erste Kontaktperson zu Patientinnen und Patienten und bilden die Schnittstellt zum Arzt beziehungsweise zur Ärztin. Der MFA-Beruf ist ein verantwortungsvoller, aber auch sehr abwechslungsreicher Beruf mit Zukunft“, betont Grün.

Doch trotz der Beliebtheit der Ausbildung zeichnet sich seit einigen Jahren ein MFA-Fachkräftemangel ab. In den Jahren 2019 und 2020 suchte jede zweite Praxis qualifiziertes, nicht ärztliches Personal – oft ohne Erfolg. Das ist das Ergebnis einer Sonderbefragung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zur „Personalsituation in Praxen der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung“. Rund 5300 Praxen beteiligten sich deutschlandweit an der Befragung.

Perspektiven schon früh aufzeigen

Große Konkurrenten zum ambulanten Versorgungsbereich sind der öffentliche Gesundheitsdienst und der stationäre Sektor. Immer häufiger machen Krankenhäuser das Rennen um die gut ausgebildeten nicht ärztlichen Fachkräfte. Um diesen Trend zu stoppen, müssen sich Ausbilderpraxen intensiv um ihre Azubis kümmern und ihnen schon frühzeitig Perspektiven aufzeigen, die im ambulanten Sektor möglich sind. 

Das weiß auch Barbara Kronfeldner, MFA-Referatsleiterin beim Verband medizinischer Fachberufe. „Ausbildung ist eine große Aufgabe und Teamarbeit. Sie erfordert Zeit und Arbeit, zahlt sich aber langfristig auch aus. Es gibt nichts Besseres, als gute Leute für die eigene Praxis auszubilden“, ergänzt sie.  Allerdings hat die Stressbelastung in den Praxen vor allem seit Beginn der Pandemie enorm zugenommen, nicht selten mit Folgen für die Azubis: „Die Praxen sind am Limit. Es müssen Prioritäten gesetzt werden, damit die Patientenversorgung nicht vernachlässigt wird. Da bleibt manchmal nicht genug Zeit für die Auszubildenden“, ergänzt sie. Kronfeldner ist selbst gelernte MFA. Neben zahlreichen Aufstiegsfortbildungen hat sie auch eine Ausbildereignung absolviert und schon viele Azubis in Praxen begleitet. Vorgeschrieben ist das vom Gesetzgeber aber nicht.

Das Bild zeigt eine MFA und einen Arzt im Gespräch vor einem Computer.
© Malinka|KVNO

Der Ärzteberuf zählt zu den freien Berufen. Nach den Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes gilt die persönliche und fachliche Eignung mit der Approbation als Arzt beziehungsweise Ärztin als testiert. Es bedarf daher keiner gesonderten Ausbildereignungsprüfung. Für Cornelia Grün von der Ärztekammer Nordrhein kein Widerspruch. „Unsere Erfahrung in Nordrhein zeigt, dass sich viele Praxen hervorragend um ihre Auszubildenden kümmern – kleine Einzelpraxen genauso wie große Praxisgemeinschaften mit vielen Angestellten. Dies belegen auch die Einser-Abschlüsse, die in den letzten Prüfungen zahlreich vergeben werden konnten. Es liegt immer am individuellen Engagement des Einzelnen. Wer keine Zeit für die Ausbildung von MFA hat, sollte lieber nicht ausbilden.“

Der MFA-Beruf ist nach wie vor weiblich geprägt. Aber der Job ist auch für Männer interessant und bietet durch viele Weiterbildungsmöglichkeiten Karrierepotenzial. Lesen Sie mehr dazu in der nächsten Ausgabe unseres Newsletters „MFA aktuell“.

Motivation und Wertschätzung wichtig

Neben dem Zeitfaktor spielen auch Motivation und Wertschätzung eine wichtige Rolle in der Ausbildung. „Ein lobender Satz wie ‚Du hast heute gute Arbeit geleistet‘ kann das Arbeitsklima positiv beeinflussen und dafür sorgen, dass sich Azubis wohlfühlen, trotz hoher Arbeitsbelastung“, betont Kronfeldner. Wichtig seien auch regelmäßige Feedback- und Beurteilungsgespräche, um den MFA zu zeigen: Du bist mir wichtig.

Wie wichtig MFA für die ambulante Versorgung sind, betont auch Grün: „Der Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, Bernd Zimmer, hat kürzlich auf dem BIBB-Kongress 2022 in Bonn betont, dass der Praxisbetrieb ohne MFA nicht aufrechtzuerhalten ist. Es müsse daher alles getan werden, um die Fachkräfte in den Praxen zu halten“, betont sie. Und weiter: „Wir in Nordrhein haben das verstanden und sind an der Spitze der Ausbildungsaktivität. Dies belegen die Zahlen. Hier gilt unser besonderer Dank und unsere Anerkennung der Ausbildungsleistung der Ärzteschaft in Nordrhein. Attraktive Arbeitsbedingungen, Wertschätzung in Haltung und Tat und die Schaffung von Weiterbildungsmöglichkeiten sind daher von zentraler Bedeutung. Gerade in großen Praxen oder Medizinischen Versorgungszentren gibt es viele Möglichkeiten, Schwerpunkte zu setzen, eigene Interessen in Fortbildungen zu vertiefen oder Verwaltungsarbeiten im Homeoffice zu erledigen.“ Pluspunkte, die den Job auch nach der Ausbildung attraktiv machen – fachlich und finanziell.

  • Simone Heimann