Niederlassung KVNO aktuell Letzte Änderung: 30.05.2025 12:37 Uhr Lesezeit: 2 Minuten

Interview: Im Doppelpack in die Niederlassung

Dr. med. Sven Kürten und Dr. med. Matthias Leiter kennen Stress und Notfallsituationen. Die ehemaligen Oberärzte der Intensivstation des EVK Mettmann und langjährigen Freunde starteten im April ihre eigene Praxis „Hausärzte.me“ in Mettmann.

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© KV Nordrhein | Alexandra Kowitzke
Die beiden Hausärzte sind seit vielen Jahren befreundet und gründeten gemeinsam ihre Praxis.

Manchmal joggen sie jetzt in der Mittagspause oder sie gehen mit den Kindern zum Fußballtraining.

Sie sind Freunde und starteten jetzt in die gemeinsame Hausarztpraxis. Wie kam es dazu?
Dr. med. Sven Kürten: Wir haben uns am ersten Tag im Studium kennengelernt und uns verbindet der gemeinsame berufliche Werdegang als Notfall- und Intensivmediziner. Uns gab es dann nur noch im Doppelpack und wir wurden Oberärzte der Intensivstation des EVK Mettmann.

Dr. med. Matthias Leiter: Wir haben uns tatsächlich auch zusammen als Oberärzte beworben. Mit der neuen Hausarztpraxis sind wir jetzt angekommen an dem Punkt im Leben, den wir uns lange ersehnt haben. Wir haben vor drei Jahren den Schwenk in die Allgemeinmedizin gemacht und unseren zweiten Facharzt dazu absolviert.

Was gefällt Ihnen an der Niederlassung?
Dr. med. Matthias Leiter: Wir haben so lange auf den Punkt der selbstbestimmten Selbständigkeit hingearbeitet und das zusammen in einem Team – das ist großartig und ein Lebensziel. Uns gefallen die selbstgewählten Arbeitszeiten. Wir können das jetzt alles selbst gestalten, von der Wandfarbe über die Laborausstattung bis hin zum Ultraschallgerät und zur Praxisorganisation. Die Entscheidungswege sind kurz. Bei der Feuerwehr haben wir immer gesagt: Wir müssen vor der Lage sein.

Dr. med. Sven Kürten: Wir haben mehr Zeit für unsere Familien, wir sind jetzt Herr über unseren Kalender, ganz anders als im Klinikalltag. So oft wie jetzt habe ich meine Familie und meinen Freund in den letzten zehn Jahren nicht gesehen.

Wie ist der erste Eindruck aus dem Praxisgeschehen?
Dr. med. Matthias Leiter: Es macht uns sehr viel Spaß, auch wenn noch vieles stressig ist, weil alles neu ist. Aber wir arbeiten an unserem Lebenstraum und das sorgt für Zufriedenheit.

Dr. med. Sven Kürten: Es gefällt mir, die Menschen zu begleiten. Man hat da alles, ganz vielfältig: von jungen Menschen Menschen bis zu Senioren. Und man ist langfristig für die Patienten da.

Fanden Sie den Weg zur eigenen Praxis schwer?
Dr. med. Matthias Leiter: Es ist eine Selbständigkeit, das lernt man im Medizinstudium nicht. Man lernt nichts Betriebswirtschaftliches oder zum Personal. Wir lernen mit der neuen Praxis gerade täglich Neues.

Dr. med. Sven Kürten: Wir sind aber Macher und haben einfach angefangen. Man kann damit Geld verdienen, wir sind für alles verantwortlich und natürlich reden wir auch noch abends, nachdem die Kinder im Bett sind, über Praxisthemen, wie Abrechnungen und ob wir noch Mitarbeiter einstellen sollen.

Wie wichtig waren die Förderungen beim Start in die Niederlassung?
Dr. med. Matthias Leiter: Die Unterstützung durch die Kassenärztliche Vereinigung war sehr hilfreich und hat auch den Stein mit ins Rollen gebracht. Wir konnten ohne Gehaltseinbußen von unserem oberärztlichen Gehalt die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner machen. Und das ist richtig, denn wir brauchen in der Primärversorgung erfahrene Kliniker, die wissen, was Krankenhäuser gut machen und was wir in der Praxis besser können.

Ausschließlich
© Alexandra Kowitzke

Was ist Ihnen besonders wichtig für Ihre eigene Hausarztpraxis?
Dr. med. Sven Kürten: Wir gehen schon in Richtung Familienmedizin und behandeln Patienten ab 12 Jahren. Wir betreuen ein Seniorenzentrum, auch Palliativmedizin gehört dazu. Die Idee des Primärarztsystems mit einer wichtigen Rolle der Hausärzte finden wir sinnvoll. Ich glaube, die Menschen möchten einen Hausarzt, der ihnen Sicherheit gibt.

Was sprach für den Sitz in Mettmann?
Dr. med. Matthias Leiter: Die unmittelbare Nähe zu unserem alten Krankenhaus hat uns gefallen. Da sind wir wirklich gut vernetzt. Wir haben uns einiges angeschaut, auch in Fördergebieten und im ländlichen Raum.

Dr. med. Sven Kürten: Hier stimmte einfach für uns das Gesamtpaket. Wir leben hier gern und entwickeln diese Hausarztpraxis jetzt weiter. Ich nenne Mettmann gern den grünsten Stadtteil Düsseldorfs mit dem Neandertal vor der Haustür. Das bietet dann auch genug Laufstrecken für die Mittagspause.

Haben Sie schon Pläne für die Entwicklung der Praxis?
Dr. med. Sven Kürten: Wir wollen uns erstmal an diesem tollen Standort etablieren. Der Zulauf ist schon sehr groß, das freut uns natürlich ganz besonders. Wir müssen natürlich auch schauen, wie viel Wachstum Sinn macht. Wir können uns vorstellen, auch unkonventionelle Dinge zu machen. Vielleicht ist eine Hausarztpraxis, die nicht jeden Tag geöffnet hat, aber dafür im Mangelgebiet in einer Apotheke liegt, ja eine Option. Wir haben jedenfalls auch bei unseren stationär tätigen Kollegen und Kolleginnen viel Interesse am Thema Hausarzt ausgelöst. Das freut uns.

Setzen Sie auf moderne Möglichkeiten in der Praxis?
Dr. med. Matthias Leiter: Wir sind der Überzeugung, dass Digitalisierung nur gut ist, wenn sie einem den Arbeitsalltag leichter macht und diesen nicht verkompliziert. Also Online-Terminvereinbarung, eAU oder Rezeptbestellungen sind gute Beispiele einer sinnvollen Digitalisierung. Das haben wir direkt umgesetzt. Eine gut gemachte ePA bräuchte keine Sanktionen, denn die Idee ist gut, jetzt müsste es nur die Umsetzung auch werden.      

  • Simona Meier