Service Letzte Änderung: 21.10.2022 07:36 Uhr Lesezeit: 2 Minuten

Arztpraxen sind keine Energie-Selbstläufer

Statement des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. med. Frank Bergmann, und des stellvertretenden KVNO-Vorsitzenden, Dr. med. Carsten König, zu den steigenden Energiekosten in den nordrheinischen Praxen. Vor allem bei fachärztlichen Gruppen wie Radiologie, Strahlentherapie und Nephrologie liegen die Kostensteigerungen durch einen unvermeidbar höheren Stromverbrauch weit über dem Verbraucherpreisindex. Schon heute haben sich für diese Niedergelassenen die Strompreise teils verzwölffacht.

data-gallery-buttons="["zoom","fullScreen","download","close"]"
© Tyler Olson/AdobeStock

„Die Leistungen, die die Praxisteams tagtäglich erbringen, finden nicht im luftleeren Raum statt. Als selbständige Unternehmerinnen und Unternehmer tragen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein eine Verantwortung für ihre Praxis – Mitarbeitende müssen bezahlt, Praxisräume geheizt und u.a. technisch-medizinische Geräte betrieben und unterhalten werden. Das Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat ausgerechnet, dass die Kosten für den Praxisbetrieb in den Jahren 2017 bis 2020 um durchschnittlich über 13 Prozent gestiegen sind. Und das, obwohl die Inflation in diesem Zeitraum lediglich bei knapp vier Prozent gelegen hat.

In diesen Tagen wird viel über einen möglichen Blackout und längere Stromausfälle gesprochen. Dabei stehen dann allerdings meistens Kliniken und Krankenhäuser im Fokus der Öffentlichkeit. Unsere Forderung lautet daher: Auch Arztpraxen müssen als kritische Infrastruktur z. B. in Regelungen zur Energiekostendämpfung dringend einbezogen werden. Außerdem muss die niedergelassene Vertragsärzteschaft endlich als das angesehen werden, was sie de facto auch ist: die Basis und das stabile Rückgrat der wohnortnahen medizinischen Versorgung in Deutschland.      

Allerdings kommen zurzeit weder vom Bund noch von den Krankenkassen konkrete Signale, dieses Rückgrat entlasten, geschweige denn stärken zu wollen. Ganz im Gegenteil: Die Neupatienten-Regelung ist – trotz aller berechtigten Einwände und eindringlichen Appelle der KVen sowie der ärztlichen Berufsverbände – regierungsseitig gestrichen worden. Für Krankenhäuser wird dagegen wiederholt viel Geld gefordert, für die Niedergelassenen und ihre Praxisteams reicht das Verständnis nicht einmal für völlig angemessene Energiekostenzuschüsse. Daher fragen wir uns, wie lange dieses Versorgungs-Rückgrat noch stabil bleibt bzw. ob hier nicht doch zeitnah ein schwerer ‚Bandscheibenvorfall‘ durch dauerhafte Überbelastung droht.

Diese Taktik des beständigen Ignorierens empfinden wir als riskantes politisches Manöver. Damit kommen wir aber leider keinen Schritt voran. Dadurch, dass man Probleme ignoriert, verschwinden sie nicht – sie wachsen eher noch weiter an. Die Niedergelassenen im Rheinland fordern daher entschieden und dringend eine realitätsnahe, faktenorientierte und erwachsen-konstruktiv geführte Diskussion darüber, welche Unterstützung die niedergelassene Vertragsärzteschaft am dringendsten benötigt, um eine angemessene Versorgung aufrechterhalten zu können!“

Kontakt

Christopher Schneider

KV Nordrhein
stellv. Pressesprecher

Telefon +49 211 5970 8280
E-Mail presse@kvno.de

Thomas Petersdorff

KV Nordrhein
Pressereferent

Telefon +49 211 5970 8109
E-Mail presse@kvno.de