Letzte Änderung: 19.02.2025 12:00 Uhr Lesezeit: 2 Minuten
KVNO fordert ambulante Versorgungsstrategie in den ersten 150 Tagen unter Beteiligung der Selbstverwaltung
Mehr Behandlungszeit, gezielte Steuerung und eine angemessene Vergütung ohne Deckel: Wenige Tage vor der Bundestagswahl erneuert die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) ihre Forderung an die Politik, die drängenden Gesundheitsfragen im Land rasch anzugehen.

Für nachhaltige Lösungen müsse die künftige Bundesregierung dabei unbedingt die ärztliche Selbstverwaltung einbinden. „Wir bieten uns einer neuen Koalition als verlässlicher und innovativer Partner an. Nur die ärztliche Selbstverwaltung kann das ambulante Gesundheitssystem zielorientiert wie zukunftsfest gestalten,“ sagt Dr. med. Frank Bergmann, KVNO-Vorstandsvorsitzender.
Um der künftigen Regierung klare Prioritäten aufzuzeigen, hat die KVNO in einem Positionspapier „Rezepte“ ausgestellt. „Im Fokus der kommenden Monate muss die Etablierung einer konsequenten Patientensteuerung im ambulanten Bereich stehen. Angesichts des immensen Patientenaufkommens in den Praxen braucht es mehr flexible und telemedizinische Versorgungslösungen. Das gilt vor allem für den Notdienst – verbunden mit einer verbindlichen medizinischen Ersteinschätzung. Wir haben mit unserer kinder-ärztlichen Videosprechstunde vorgelegt und gezeigt, wie gut so ein Angebot funktioniert. Nach dem digitalen Kontakt mit dem Kinderarzt musste in vielen Fällen gar keine Praxis mehr aufgesucht werden. Das spart wertvolle Ressourcen und hält Behandlungszeit für weitere Patienten frei.“ Die gezielte Steuerung Erkrankter gehöre laut Bergmann daher weiterhin zu den originären Aufgaben der KVen.
„Limits“ für Kassen-Anfragen und Zuschläge für digitale Abläufe
Ein weiteres „KVNO-Rezept“: weniger Bürokratie in den Praxen und damit wieder mehr Behandlungszeit für die Patienten. Die KVNO schlägt vor, dass der Gesetzgeber künftig überbordende Regresse eindämmt und zeitraubenden Anfragen der Krankenkassen auf ein Mindestmaß reduziert. Ebenso müsse seitens der Politik zukünftig noch stärker die Zusammenarbeit von Ärzten und anderen Gesundheitsberufen, etwa Physician Assistants (PA), finanziell gefördert werden. Bergmann: „Je mehr Berufsgruppen in einer Haus- oder Facharztpraxis an der Patientenversorgung involviert sind, desto mehr Behandlungszeit entsteht. Diese Potenziale müssen in Zukunft viel weiter ausgebaut werden – gerade in großen Versorgerpraxen in ländlichen Bereichen für Hausbesuche oder Kontrolluntersuchungen.“
Auch digitale Praxisabläufe können mehr ärztliche Ressourcen für die Patientenversorgung freisetzen. Daher appelliert die KVNO an die politischen Entscheidungsträger in spe, den digitalen Reifegrad in den haus- und fachärztlichen sowie psychotherapeutischen Praxen nachhaltig zu fördern, etwa für Fortbildungsangebote zur digitalen Kompetenz des gesamten Praxisteams oder für die Einführung digitaler Tools, die das Personal bei der Dokumentation und der Terminvergabe entlasten.
Jede ärztliche Leistung verdient Bezahlung
„Diese und weitere dringend benötigten Reformschritte im ambulanten Bereich müssen am Ende auch entsprechend gegenfinanziert werden – auch, weil sie gerade im Notdienst die allgemeine Daseinsvorsorge betreffen. In der Vergangenheit haben die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen diese Aufgabe aus eigenen Mitteln finanziert. Die neue Bundesregierung muss hier künftig mehr Verantwortung übernehmen und nach den hausärztlichen so schnell wie möglich auch die fachärztlichen Leistungen entbudgetieren“, so Bergmann. Ebenso braucht es mit Blick auf die ambulante Weiterbildung junger Ärzte laut Bergmann dringender Verbesserungen, etwa durch Zuschläge für ausbildende fachärztliche Praxen.
Bekenntnis zum Abrechnungsauftrag der KVen
Angesichts ihrer jährlich millionenfach und kosteneffizient erbrachten Abrechnungsprozesse fordert die KVNO ebenso einen entsprechenden langfristigen Auftrag. Denn, anders als private Abrechnungsdienstleister dienen die Finanzmittel aus den Verwaltungskostensätzen wesentlich zur Sicherstellung der Versorgung in ländlichen und strukturschwächeren Regionen. „Jede Leistung, die nicht über die KV abgerechnet wird, kann nicht ambulant investiert werden“, so Bergmann. Daher sollte die neue Regierung parallele Abrechnungswege zur KV unverzüglich stoppen - um Kosten zu sparen und die Finanzmittel unmittelbar für die Sicherstellungsleistungen der KVen verwenden zu können.