KVNO aktuell Letzte Änderung: 05.04.2023 00:00 Uhr
KOSA: „Wir bauen Brücken zwischen Selbsthilfe und Fachleuten“
Die „Kooperationsberatung für Selbsthilfegruppen, Ärzte und Psychotherapeuten“ der KV Nordrhein – kurz KOSA – versteht sich als Scharnier zwischen Ärztinnen bzw. Ärzten und ihren Patientinnen und Patienten. Das dreiköpfige Team unterstützt die KVNO-Mitglieder dort, wo oft zu wenig Zeit für eine umfassende Patientenberatung bleibt.

Das Zeitkontingent von Ärztinnen und Ärzten ist begrenzt. Viel Zeit zum Reden bleibt meist nicht. Dennoch ist neben der Behandlung einer Erkrankung und dem Verschreiben von Therapien und Hilfsmitteln der persönliche Austausch für viele Betroffene auch sehr wichtig. Dabei geht es um Lebensqualität und die damit einhergehende mentale Gesundheit – vor dem Hintergrund der Krankheit. „Und an dieser Stelle kommen wir ins Spiel“, sagt Stephanie Theiß, Abteilungsleiterin der KOSA. „Ärztinnen und Ärzte können sich bei uns melden. Wir informieren über Selbsthilfegruppen, Beratungsangebote oder weitere unterstützende Hilfen, an die sie ihre Patientinnen und Patienten weitervermitteln können.“
Die KOSA ist seit den 1990er-Jahren ein Teil der KVNO-Verwaltung. „Wir bauen Brücken zwischen der Selbsthilfe und medizinischen sowie psychotherapeutischen Fachleuten“, beschreibt Theiß. Ziel ist es, dass alle sich auf Augenhöhe begegnen, austauschen und voneinander lernen. Die vier Kernaufgaben sind Beratung, Vernetzung, Organisation von Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit. „Manchmal beantworte ich morgens die Frage einer Bürgerin, arbeite dann an Konzepten für barrierefreie Praxen mit und moderiere nachmittags eine Fachveranstaltung, zum Beispiel zur Kommunikation mit älteren Patientinnen und Patienten“, beschreibt Theiß ihren abwechslungsreichen Job. Zudem ist das Trio der KOSA auch gesundheitspolitisch unterwegs, etwa im Fachbeirat Partizipation oder in den Gremien der Krebsgesellschaft, und arbeitet landesweit mit wichtigen Akteuren wie dem NRW-Gesundheitsministerium zusammen.
Gegen Vorurteile ankämpfen
„Wir möchten etwas bewegen und gestalten. Unsere Themenpalette ist groß – von Inklusion über den Alltag mit einer Krebserkrankung bis hin zum Thema Einsamkeit“, so KOSA-Mitarbeiterin Bianca Wolter. Die interdisziplinäre Arbeit steht im Vordergrund – und die Entwicklung von Vernetzung und Synergien, die alle Beteiligten voranbringen und die Versorgung verbessern. Wolters Kollegin Anke Petz blickt auf viele Jahre Erfahrung im Bereich der Selbsthilfe zurück und erlebt, dass der Begriff bei einigen immer noch mit Vorurteilen belegt ist. Viele Selbsthilfegruppen nennen sich daher oft lieber Netzwerk, was den Kern der Sache besser trifft. „Generell ist ganz viel im Wandel, allein schon durch die zunehmende Digitalisierung“, sagt sie. Einige Selbsthilfegruppen seien mittlerweile sehr professionalisiert und hätten in Zusammenarbeit mit Hochschulen Schulungsprogramme entwickelt, zum Beispiel die Deutsche Rheuma-Liga.
Die Expertinnen der KOSA beraten zu medizinischen Themen, mit denen Ärztinnen und Ärzte in der Praxis immer wieder konfrontiert sind, zum Beispiel Adipositas, Diabetes und Depressionen. Psychische Probleme zählen dabei zu den besonders relevanten Inhalten in der Selbsthilfe. „Wir wissen, dass es extrem schwer ist, einen Therapieplatz zu bekommen. Aber Menschen mit leichten Beschwerden ist oft schon geholfen, wenn sie sich in einer Selbsthilfegruppe Unterstützung holen“, erklärt Bianca Wolter.
Wissen, dass man nicht allein ist
Was kann Selbsthilfe denn grundsätzlich leisten? „Sie ist sehr facettenreich“, beschreibt Stephanie Theiß. Es gehe um den Austausch mit Gleichgesinnten, um konkrete Hilfe, das Teilen von Erfahrungen oder die Vermittlung von Ansprechpersonen, um die Vermittlung des Gefühls, dass man mit seinem gesundheitlichen Problem nicht allein ist. Oft organisiert die Gruppenleitung Fachvorträge, manchmal werden sogar Therapien oder Sportgruppen angeboten. Aber auch Spaß sei wichtig, zum Beispiel bei gemeinsamen Ausflügen. „Immer wieder höre ich, dass unter den Teilnehmenden enge Freundschaften entstehen. Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Selbsthilfe“, sagt Theiß.
Die Mitarbeiterinnen der KOSA wünschen sich noch mehr Austausch mit den Niedergelassenen. „Wir haben da noch einiges an Potenzial, das wir im Sinne der Patientenversorgung ausschöpfen können“, glaubt Stephanie Theiß. Natürlich kostet ein Anruf bei der KOSA auch Zeit, die aber oftmals gut investiert ist. „Wenn die Patientinnen und Patienten in einem Selbsthilfe-Netzwerk – neben der medizinischen Versorgung – gut mitbetreut werden, fühlen sie sich besser, sind zufriedener und kommen im Zweifel seltener in die Sprechstunde, was Ärztinnen und Ärzte wiederum entlastet“, konstatiert sie. Großes Ziel der KOSA ist es, Menschen zu helfen und zu einer positiven Veränderung im Gesundheitssystem beizutragen. An Engagement mangelt es dem KOSA-Team jedenfalls nicht – ganz im Gegenteil! Ausführliche Informationen über die KOSA online auf ↗ patienten.kvno.de
- Jana Meyer
Welche Aufgaben hat die KOSA?
Die KOSA ist eine Fach- und Beratungsstelle innerhalb der KV Nordrhein. Sie setzt sich für einen konstruktiven Dialog zwischen Ärztinnen/Ärzten, Psychotherapeutinnen/-therapeuten und Patientinnen/Patienten ein. Das Angebot:
- qualifizierte Beratung und Information über Selbsthilfeaktivitäten in Nordrhein
- Organisation interdisziplinärer (Fortbildungs-) Veranstaltungen
- landesweite Netzwerk- und Gremienarbeit mit diversen Institutionen aus dem Gesundheitsbereich
- Erstellung von Broschüren und Fachinformationen für die Öffentlichkeit
Kontakt
Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
KOSA
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kosa@kvno.de