KVNO aktuell ePA Letzte Änderung: 19.02.2025 16:58 Uhr Lesezeit: 3 Minuten

Warten auf die „ePA für alle“

Die „ePA für alle“ kommt. Das steht fest. Doch vor dem bundesweiten Roll-out wird die elektronische Patientenakte zunächst in drei Modellregionen ausprobiert, unter anderem in NRW. Eine große Chance für die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO), die ePA  3.0 aktiv mitzugestalten.

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© Djelic | iStock

Dr. med. Bahman Afzali nimmt mit seiner Hausarztpraxis an der Testphase teil. Wir haben ihn in Bedburg besucht und nachgefragt: Wie ist die Stimmung im Team und unter den Patientinnen und Patienten?

Alle relevanten Patientendaten auf einen Blick? Für alle Behandelnden stets digital verfügbar? „Das hat doch nur Vorteile. Für mich war sofort klar, dass ich die ePA nutzen möchte. Ich muss künftig nicht mehr jedem Arzt und jeder Ärztin meine Krankengeschichte von vorne erzählen“, sagt Gisela Martin (Name geändert) im Wartezimmer der Praxis von Dr. med. Bahman Afzali. In Bedburg ist die Vorfreude auf die ePA groß — trotz des holprigen Starts der Anwendung. „Die Patientinnen und Patienten sind happy. Sie merken, wie gut es mit dem E-Rezept funktioniert und warten auf die ePA — wie wir“, sagt MFA Kavita Mohanarajh und lacht.

Afzalis Team testet die „ePA für alle“ mit 57 weiteren Praxen in Nordrhein noch vor dem bundesweiten Roll-out. Start in den Modellregionen Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen war der 15. Januar 2025. Im Westen sind 123 vertragsärztliche Praxen und zehn Krankenhäuser mit 22 verschiedenen Praxisverwaltungssystemen (PVS) beteiligt, insgesamt testen gut 300 Einrichtungen die elektronische Patientenakte. Die Modellregion im Westen entstand aus einer Eigeninitiative der KVen Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie der Krankenhausgesellschaft NRW; in Franken und Hamburg laufen die Testphasen unter Regie der gematik. Ziel des Modellprojekts ist es, erste Erfahrungen mit der ePA-Anwendung im Praxisalltag zu sammeln und sie anwenderfreundlich weiterzuentwickeln.

ePA kann Patienten und Ärzte entlasten

„Nach meiner schweren Erkrankung hätte mich die ePA mit Sicherheit sehr entlastet und unterstützt“, sagt die Tochter von Gisela Martin. Lena Martin* lag eine Zeit im Koma. Es geht langsam bergauf. Aber die vielen Nachsorgetermine kosten nicht nur Kraft und Zeit, sondern auch Nerven. „Wir müssen immer überlegen, ob wir alle Unterlagen dabei haben“, sagt ihre Mutter, die Martin zu Arztbesuchen begleitet. „Da bringt die ePA alle Beteiligten künftig einen riesigen Schritt nach vorne“, glaubt Bahman Afzali. Die Stimmung sei auf allen Seiten grundsätzlich positiv. „ Anders als bei anderen TI-Anwendungen bietet die aktuelle Testphase – ähnlich wie beim E-Rezept – die Chance, vor der bundesweiten Einführung zu prüfen: Was läuft? Was nicht?“, so der Hausarzt.

Das eHealth-Team der KVNO bündelt in enger Kooperation mit den Mitinitiatoren die Erkenntnisse aus den Testpraxen  und gibt sie strukturiert und transparent weiter — sowohl an die Niedergelassenen als auch an die gematik, das Bundesgesundheitsministerium, die Industrie und weitere relevante Akteure. „Wir in NRW leisten somit einen wichtigen Beitrag, dass die ePA sicher und praxistauglich ist, bevor sie bundesweit alle Niedergelassenen zu nutzen haben“, sagt Dr. med. Thorsten Hagemann, Leiter der Stabsstelle eHealth bei der KVNO. Dass es bei der ePA zu Beginn an der einen oder anderen Stelle noch unrund laufe, sei bei technischen Neuerungen durchaus normal.

Digitale Tools erleichtern Praxisalltag

„Wir haben uns im Vorfeld so intensiv mit den angekündigten Funktionen der ePA beschäftigt, dass uns im Versorgungsalltag immer stärker auffällt, wie sehr uns genau das fehlt“, betont Afzali.    

Seit 2022 sind er und seine Kollegin in Bedburg und haben schrittweise mehr Verantwortung in der Praxis übernommen. Gemeinsam mit dem Vorgänger leiteten sie den digitalen Wandel ein. Afzali war klar, dass er auf technische Innovationen setzen musste, um auch künftig noch einen guten Job machen zu können. „Viele administrative Kleinigkeiten, die in der Praxis enorm viel Zeit kosten, haben wir komplett digitalisiert“, sagt der Hausarzt.

Wer einen Termin in der Praxis hat, kann sich in Bedburg mittlerweile mit der eGK einfach an einem Terminal selbst anmelden und erhält eine Wartenummer. Das entlastet Praxismitarbeitende am Tresen und spart Zeit. Afzali ruft die Patientinnen und Patienten bequem selbst auf und schickt sie beispielsweise im Anschluss ins Labor weiter. Digitale Anzeigetafeln an den Behandlungsräumen lotsen durch die Praxis, indem sie die zugewiesenen Nummern anzeigen.

„Natürlich ist es für mich manchmal schwierig, mit der neuen Technik klarzukommen, aber ich probiere es immer aus“, ­sagt Annemie Schmitz. Laut Kavita Mohanarajh stehen ­ältere Patientinnen und Patienten wie die 83-Jährige der Digitalisierung sehr offen gegenüber. „Sie merken, dass es ihren Alltag erleichtert, wenn das E-Rezept direkt mit der eGK in der Apotheke eingelöst werden kann und sie nicht extra in die Praxis kommen müssen. Bei der ePA wird das nicht anders werden“, so die MFA. 

Bahman Afzali und Kavita Mohanarajh
© Alexandra Kowitzke | KV Nordrhein
Dr. med. Bahman Afzali setzt in seiner Praxis stark auf neue Technologien. MFA Kavita Mohanarajh hat „weniger Papierkram zu erledigen und mehr Spaß an der Arbeit“.

Testphase: ePA verstehen und optimieren

Was ist, wenn die digitalen Tools mal ausfallen? „Streikt das System, brauchen wir pro Patientin und Patient mal eben gut drei Minuten länger. Das ist eine Hausnummer, wie jeder Niedergelassene weiß“, erklärt Bahman Afzali. Im Praxisalltag sind die modernen Anwendungen für sein Praxisteam mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Und er ist sicher, dass es mit der bundesweiten Einführung der „ePA für alle“ auch ganz schnell die flächendeckende Erkenntnis unter den Kolleginnen und Kollegen geben wird: Die ePA ist kein Nice-to-have, sondern ein Must-have.

„Wir als Modellpraxis müssen die Testphase jetzt nutzen, um die ePA zu verstehen, effizient zu nutzen und gemeinsam mit den Beteiligten zu optimieren. Es liegt an uns, aus der der guten Idee eine wirklich gute ePA für die Versorgung zu schaffen — im Konsens mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen“, betont der Allgemeinmediziner.  

  • Jana Meyer

Als Modellregion NRW nutzen wir die Chance, die ePA vorab gemeinsam mit unseren Testpraxen zu prüfen. So können wir dazu beitragen, dass die ­elektronische Patientenakte verlässlich und anwendungs­freundlich wird.

Wir setzen uns dafür ein, dass es erst einen bundesweiten Roll-out geben darf, wenn alle technischen ­Fehler behoben sind, die Datensicherheit ­gewährleistet ist und die Praxen die ePA problemlos in ihre Abläufe integrieren können. Die ePA muss funktionieren.

Dr. med. Frank Bergmann Dr. med. Frank Bergmann, KVNO-Vorstandsvorsitzender