Service KVNO aktuell Letzte Änderung: 23.09.2024 00:00 Uhr Lesezeit: 3 Minuten

Interview: Mit eliPfad den Drehtüreffekt verhindern

Das Innovationsfondsprojekt eliPfad möchte die ungeplante Wiederaufnahme nach einem Krankenhausaufenthalt – den sogenannten Drehtüreffekt – bei älteren, multimorbiden und chronisch Kranken verhindern.

Im September 2023 startete die randomisierte und kontrollierte Studie unter der Konsortialführung der Uni Köln mit Beteiligung der KV Nordrhein an sechs Standorten, im Rheinland gehört Köln dazu. Prof. Paul Brinkkötter und Prof. Volker Burst, Initiatoren und Konsortialführung des Projekts, sowie Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser, Lungenfacharzt und bekannt als WDR-Moderator Doc Esser, geben im Interview Einblicke in eliPfad.

Das Bild zeigt die drei Interviewpartner (von links): Prof. Volker Burst, Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser, Prof. Paul Brinkkötter
© D.Hensen | MedizinFotoKöln

Worum geht es bei der eliPfad-Studie?

Prof. Volker Burst: Die Idee entstand aus einem akuten Problem, das wir in der Notfallambulanz der Uniklinik immer wieder beobachten: Vor allem geriatrische, multimorbide Patienten landen kurz nach ihrer Entlassung akut erneut bei uns. Wir kennen das als den Drehtüreffekt. Mithilfe eliPfads wollen wir diese Zahl akuter Rehospitalisierungen reduzieren.

Prof. Paul Brinkkötter: Denn viele dieser wiederholten Einweisungen sind möglicherweise vermeidbar, wenn die Kommunikation an der Schnittstelle zwischen klinischer und hausärztlicher Versorgung klappt. Mit eliPfad wollen wir hier einen nahtlosen Übergang schaffen zwischen dem stationären und ambulanten Sektor. Unser Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten zu fördern und gleichzeitig die Belastung für das Gesundheitssystem zu verringern.

Was ist neu an eliPfad?

Dr. Heinz-Wilhelm Esser: Das Tolle an eliPfad sind die engmaschige Begleitung und ein wirklich gelebter Ansatz, wie individuelle Medizin aussehen kann. Persönliche Betreuung wird mit technischen Hilfsmitteln verbunden: Speziell geschulte Fallmanagerinnen, eine einrichtungsgeführte elektronische Patientenakte und ein seniorengerechtes Tablet als smarter Assistent sind die Werkzeuge, mit denen die intersektorale Versorgung verbessert werden soll. Dabei sollen die behandelnden Hausärzte möglichst früh eingebunden werden, weil sie als wichtigste Ansprechperson für Patientinnen und Patienten eine zentrale Rolle im Versorgungsnetzwerk haben.
 

Brinkkötter: Durch eliPfad sollen alle Akteure viel besser vernetzt werden. Ob stationär oder ambulant, sollte irgendwann keine Rolle mehr spielen. Es geht vielmehr darum, dass wir gemeinsam als Team an der bestmöglichen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten arbeiten, die sie sicher und selbstständig länger zu Hause leben lässt.

Welche Rolle spielen Hausärztinnen und -ärzte bei eliPfad?

Burst: Sie haben eine Schlüsselrolle im Gesundheitsmanagement ihrer Patientinnen und Patienten. Diese Rolle soll durch vereinfachte Informationsflüsse und schlanke Kommunikationswege gestärkt werden. In der Praxis bedeutet die Teilnahme an der eliPfad-Studie für Niedergelassene beispielsweise, dass sie sich im Rahmen von eliBoards, also Videokonferenzen, beratend bei der Erstellung des Behandlungsplans beteiligen können. Das soll beispielsweise helfen, weniger Änderungen des Medikationsplans direkt nach Klinikentlassung nötig zu machen.

Esser: Außerdem werden Hausärztinnen und -ärzte in den Wochen nach dem Klinikaufenthalt automatisiert über das Befinden ihrer Patientinnen und Patienten informiert. Die Vitalwerte und Symptome, die sie von zuhause aus erfassen, werden in den elektronischen Patientenakten gespeichert, aus denen sich die Reports generieren. Bei auffälligen Veränderungen werden Hausärztinnen und -ärzte auch direkt von den Fallmanagerinnen angesprochen, um bei Bedarf die Behandlung anzupassen.

Was ändert sich mit eliPfad für die Patientinnen und Patienten?

Brinkkötter: Eine Menge, schon allein dadurch, dass sie mit der Fallmanagerin eine Person haben, die sie direkt anrufen können, wenn sie unsicher sind oder Fragen haben. Das wird gern und gut angenommen. Die Fallmanagerinnen sprechen also oft mit Patientinnen und Patienten, besuchen sie in der ersten Woche nach Entlassung auch zuhause. So können sie einerseits ihre Wohnverhältnisse besser einschätzen. Andererseits bekommen Patientinnen und Patienten dadurch auch eine viel persönlichere Betreuung, die auf sie und ihre Lebensverhältnisse zugeschnitten ist.

Esser: Die Fallmanagerinnen nehmen sich auch Zeit, den Patientinnen und Patienten die verschiedenen Messgeräte genau zu erklären und zu zeigen, wie alles funktioniert. Es wurde auch darauf geachtet, dass die Technik so einfach wie möglich zu bedienen ist. Damit können Patientinnen und Patienten auf Knopfdruck die Werte an die Patientenakte übertragen und das ganze Behandlungsteam hat, wenn nötig, Zugriff darauf.

Burst: Mit den innovativen Elementen von eliPfad möchten wir einer sektorenübergreifenden und integrierten Versorgung einen großen Schritt näherkommen. Welche messbaren Effekte das dann auf die Versorgungsqualität und Patientenzufriedenheit hat, das erheben wir gerade mit dem Projekt. Wir arbeiten aktuell intensiv daran, weitere Teilnehmende zu gewinnen. Wir sind deshalb jeder Kollegin und jedem Kollegen aus dem ambulanten Bereich dankbar, die sich an eliPfad beteiligen möchten.

  • Das Interview führte Natalie Tutzer von TAKEPART Media + Science GmbH

Bei eliPfad mitmachen, Versorgung verbessern

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Im Projekt eliPfad haben Niedergelassene die Chance dazu. Weitere Informationen zum Projekt und zur Teilnahme unter elipfad.de oder per E-Mail an info@elipfad.de