KVNO aktuell Letzte Änderung: 08.02.2023 00:00 Uhr

Entlastung im kinderärztlichen Notdienst: Videosprechstunde bewährt sich als Zusatzangebot

Kinderärztliche Expertise außerhalb der Sprechstundenzeiten – schnell, einfach und digital. Nach einer Laufzeit von rund fünf Wochen endete am 31. Januar planmäßig das Ende 2022 kurzfristig eingeführte Angebot der Videosprechstunde im Kindernotdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Seit dem 24. Dezember hatten Ärztinnen und Ärzte aus der Region mittwochs, feiertags und am Wochenende das zusätzliche Angebot digitaler Erstberatungen durchgeführt, um die enorme Belastung der Kinderarzt- und Notdienstpraxen über den Jahreswechsel zu entzerren und abzumildern – mit großem Erfolg

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Insgesamt wurden mehr als 2300 Videosprechstunden durchgeführt. Für die ihren Bereitschaftsdienst leistenden Ärztinnen und Ärzte eine enorme Entlastung: Fast der Hälfte der anrufenden Eltern konnte bereits im Rahmen der Online-Beratung abschließend geholfen werden, sodass die jungen Patientinnen und Patienten im Anschluss keine Notdienstpraxis zur weiteren Behandlung aufsuchen mussten. Nicht zuletzt in Zeiten starker Infektwellen erfüllt die Videosprechstunde damit eine wichtige Filterfunktion, da sich vorab ein Bild gemacht werden kann, ob ein Arztbesuch dringlich ist oder nicht. So kann der Zustrom in die Praxen im Bedarfsfall frühzeitig gebremst werden.

Sinnvolle Ergänzung etablierter Strukturen

„Ich freue mich sehr darüber, dass das Angebot zahlreichen Eltern und ihren Kindern weiterhelfen konnte, und danke den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen ganz ausdrücklich für ihre Unterstützung. Die rege Inanspruchnahme und das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer bestätigt unseren Eindruck, dass Telemedizin insbesondere von der jüngeren, digitalaffinen Elterngeneration sehr gut angenommen und entsprechend genutzt wird. Insofern war das Angebot nicht nur ein Leuchtturmprojekt, sondern gleichzeitig auch eine Blaupause für niedrigschwellige Telemedizin im Rheinland. Ziel war es, die ambulante Versorgung im Sinne der Patientinnen und Patienten sinnvoll zu ergänzen, und dies hat gut funktioniert. Als KV Nordrhein streben wir an, das Konzept zukünftig möglichst flächendeckend und regelhaft im Rheinland zu etablieren“, sagt Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KVNO.

Entlastung an Feiertagen

„Der Nutzen des Angebotes liegt auf der Hand: Zum einen erhalten Eltern zeitnah und unkompliziert die Möglichkeit, eine pädiatrische Beratung in Anspruch zu nehmen. Das ist hilfreich gerade bei möglichen Unsicherheiten und vor dem Besuch einer Notdienstpraxis, der ja nicht selten einen längeren Anfahrtsweg mit sich bringt. Gleichzeitig wurden vor allem um Weihnachten die stark frequentierten Kinderarztpraxen entlastet. Unser Dank gilt dabei auch dem NRW-Gesundheitsministerium, das die Projektkosten getragen hat“, fügt Dr. med. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KVNO, hinzu.

Strategie für die Zukunft

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt: „Aufgrund der starken Infektionswelle Ende letzten Jahres waren insbesondere die Kinderärztinnen und -ärzte sehr stark belastet. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein konnten wir durch die Videosprechstunden im kinderärztlichen Notdienst für eine spürbare Entlastung sorgen, sowohl der Eltern mit ihren Kindern als auch der Notfallpraxen. Wir haben damit gezeigt, dass unser Gesundheitssystem in der Lage ist, kurzfristig auf besondere Belastungen zu reagieren. Mit Blick auf die Digitalisierung in der medizinischen Versorgung zeigt das auch: Telemedizinische Lösungen sind vor allem angesichts des akuten Fachkräftemangels eine wichtige Strategie für die Zukunft. Sie helfen dabei, Lasten besser zu verteilen und insbesondere Belastungsspitzen abzufangen. Die Telemedizin ist ein wichtiger Baustein der nordrhein-westfälischen Gesundheitspolitik.“

Rund 30 teilnehmende Kinderärztinnen und -ärzte haben im Zwei-Schicht-System die telemedizinischen Erstberatungen für Eltern und ihre Kinder durchgeführt. Vor allem an Heiligabend und den beiden Weihnachtstagen war der Wunsch nach einer medizinischen Erstberatung hoch, insgesamt wurden an diesen Tagen gut 1100 Videosprechstunden durchgeführt. Seit Anfang 2023 geht die Infektwelle in den Praxen erkennbar zurück. Im Schnitt wurden an den letzten Januar-Wochenenden jeweils noch etwa 150 digitale Sprechstunden vermittelt.

  • Thomas Petersdorff und Christopher Schneider