Service Letzte Änderung: 01.04.2022 15:00 Uhr Lesezeit: 4 Minuten

Bewegung ist die beste Medizin

Länger laufen ohne schmerzende Beine: Das ist das Hauptziel der Teilnehmenden von Gefäßsportgruppen. Das Bewegungsprogramm ergänzt die medizinische Therapie und hilft, Krankheitsverläufe aufzuhalten und Lebensqualität zu verbessern.

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© KV Nordrhein
PAVK-Gruppe in Düsseldorf

Der Ablauf des individuell dosierten Gehtrainings ist längst Routine für die Teilnehmenden der Gefäßsportgruppe: Runde um Runde gehen sie zügig ihre Kreise durch die Turnhalle – bis der Schmerz kommt. Dann schallt es „STOP!“ durch den Raum. „1 Minute und 27 Sekunden“, ruft Peter Pochopien zurück. „STOP!“ – „1 Minute und 40 Sekunden“ antwortet der Gefäßtrainer.

Bei jedem „STOP“ nennt der leitende Sporttherapeut Peter Pochopien die genaue Zeit. Die Teilnehmenden können diese in ihren Trainingsplan eintragen und so ihre individuellen Fortschritte auch nach Monaten nachvollziehen.

Alle Mitglieder der Gruppe haben eines gemeinsam: Sie leiden an der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAKV). Das heißt, die Beinarterien sind durch Fett- und Kalkablagerungen beeinträchtigt, der Blutfluss funktioniert nicht mehr optimal, das Gehen bereitet Schmerzen. Die meisten werden medikamentös behandelt, einige haben bereits Operationen hinter sich.

Heilbar ist diese Erkrankung nicht, dennoch können die meisten Betroffenen die Symptome durch gezielte Bewegungstherapie zum Teil deutlich verringern. „Wir arbeiten in unseren PAVK-Gruppen vor allem daran, die schmerzfreie Gehstrecke zu verlängern. Wenn jemand anfangs kaum eine Minute gehen kann und nach einer Weile mehr als zwei Minuten schafft, ist das eine große Verbesserung“, erklärt Diplomsportlehrer Peter Pochopien, der diese Gruppen seit vielen Jahren im Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Düsseldorf-Ratingen e.V. (VGS) leitet.

Professor Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf, hatte die Idee für das Konzept und startete 2014 die erste Gruppe in Kooperation mit dem VGS. Die PAVK entsteht in den meisten Fällen durch den Lebensstil: Rauchen, ungesunde Ernährung, wenig Bewegung, dazu kommen oftmals weitere Erkrankungen hinzu wie Diabetes Typ II oder Bluthochdruck.

Der VGS entwickelte ein spezielles 12-monatiges PAVK-Patientenschulungsprogramm. „Unsere Teilnehmenden benötigen ein besonderes Programm, welches auf die individuellen Bedürfnisse, die Belastbarkeit und das Alter abgestimmt ist“, sagt Simone Schlierkamp, Geschäftsführerin des VGS. „Bei uns arbeiten erfahrene Sporttherapeuten und Ärzte eng mit den Patienten zusammen.“  Neben der wöchentlichen Bewegungstherapie gibt es vielfältige Seminare zur Gesundheitsbildung aus Sport- und Gesundheitsmedizin, zur Stressbewältigung, Ernährungsberatung und Reanimationsschulungen. Simone Schlierkamp erklärt: „Auf diese Weise erfahren die Teilnehmenden viel mehr über ihren Körper und die Möglichkeiten, selbständig die Lebensweise positiv zu verändern und die eigene Lebensqualität dauerhaft zu verbessern.“

 

Mitglieder der Gefäßsportgruppe absolvieren Übungen
© KV Nordrhein
PAVK-Gruppe in Düsseldorf

Abwechslungsreiches Training

Die Sporttherapeuten schaffen eine entspannte und fröhliche Atmosphäre, damit alle dabei am Ball bleiben. Peter Pochopien betont: „Ich baue die einzelnen Stunden neben den drei PAVK-Standardübungen stets abwechslungsreich auf, so dass das Training für alle mit Spaß und Bewegungsfreude verbunden ist. Im Laufe der Zeit wächst die soziale Gemeinschaft in jeder Gruppe und spielt insbesondere für Menschen, die alleine leben, eine große Rolle.“

Die meisten Teilnehmenden werden durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte an der Uniklinik auf das Angebot aufmerksam. „Wir würden uns freuen, wenn mehr niedergelassene Kollegen ihre Patienten auf unser PAVK-Schulungsprogramm hinweisen würden. Bewegung gibt es nicht in Tabletten. Somit bietet die Bewegungstherapie eine optimale Ergänzung zur medizinischen Behandlung“, betont Simone Schlierkamp.

Weitere Informationen

Betroffene erhalten von ihren Haus- oder Fachärztinnen und -ärzten ein Rezept für den Rehasport. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten, einen Teil müssen die Patienten selbst tragen. Wer dazu nicht in der Lage ist, wird in gemeinnützigen Vereinen eine finanzielle Entlastung erhalten.
Link zum Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Düsseldorf-Ratingen:
https://www.vgs-d.de/
Übersicht über Gefäßsportgruppen nach Postleitzahl:
http://www.deutsche-gefaessliga.de/index.php/gefaesssportgruppen/gefaesssportgruppen
Weitere Angebote:
www.rehasport-in-nrw.de

Thema des Monats: Venen- und Gefäßerkrankungen

Hintergrund:
Am Samstag, 23. April 2022, ist der 20. Deutsche Venentag. Ins Leben gerufen wurde er von der Deutschen Venen Liga zur Aufklärung über Venenleiden.
Die KV Nordrhein widmet sich im April 2022 dem Thema Venen- und Gefäßerkrankungen.
Weitere Infos für Patienten unter:
https://venenliga.de
https://www.dgvenen.de
www.deutsche-gefaessliga.de
https://www.phlebology.de/patienten